Die Konzeption des Gedenkens bedarf der Forschung. Trotz zahlreicher verdienstvoller Ansätze stellte die Geschichte der öffentlichen und kirchlichen Jugendhilfe in Bremen in der Zeit des Nationalsozialismus ein Forschungsdesiderat dar. Zusammen mit Gerda Engelbracht wurden auf der Grundlage der umfangreichen Fachliteratur zur Geschichte der Jugendhilfe die vorhandenen Archivalien im Staatsarchiv Bremen, im Archiv der Diakonie in Berlin und in den Archiven der einschlägigen Einrichtungen gesichtet und in Teilen ausgewertet, um ein Forschungsdesign zu entwickeln. Entstanden ist ein Plateau, das die Verwicklung der Fürsorgeinstitutionen im Bereich der evangelischen Diakonie Bremens und der dort beschäftigten Mitarbeiter_innen in das Aussortierungssystem des Nationalsozialismus sichtbar macht und Ansatzpunkte zur weiteren Aufarbeitung genauso wie für eine Praxis des Gedenkens gibt.
In Bremen war die Fürsorgelandschaft zu Beginn des Nationalsozialismus stark von den sie tragenden diakonischen Traditionen geprägt. Kirche und Innere Mission waren seit der Reformation die zentralen Träger der bremischen Wohlfahrtspflege.